Deutschland ist im Wandel; und mit ihm der Islam. Eine Religion, die früher als „fremd“ galt, wird immer sichtbarer – nicht nur in Moscheen, sondern in Schulen, auf Straßen, in Unternehmen. Der Grund? Migration; besonders durch Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Aber das ist nur der Anfang.
Der Islam wächst – nicht nur in Zahlen, sondern auch in Vielfalt. Sunniten, Schiiten, Aleviten; Araber, Türken, Afghanen – jede Gruppe bringt ihre eigene Prägung mit. Der Islam in Deutschland ist kein starrer Block, sondern eine sich formende Masse, die sich ausbreitet, verschmilzt und gleichzeitig in sich selbst kämpft.
Zahlen, die alles sagen – und nichts erklären
2015 lebten rund 4,5 bis 5 Millionen Muslime in Deutschland. Heute sind es über 5,5 Millionen – ein Plus von mehr als einer Million in weniger als zehn Jahren. Wer ist gekommen?
- Syrer – überwiegend Sunniten; geprägt vom Krieg; ihre Moscheen entstehen schnell, oft ohne feste Struktur.
- Afghanen – tief gespalten zwischen Sunniten und Schiiten; konservativ, aber ohne klare Organisation.
- Iraker – fast eine 50/50-Aufteilung zwischen Sunniten und Schiiten; oft politisiert, misstrauisch gegenüber anderen muslimischen Gruppen.
- Iraner – hauptsächlich Schiiten; intellektuell, aber distanziert von arabisch geprägten Gemeinschaften.
Doch diese Statistiken sind nur Momentaufnahmen – sie erfassen nicht das, was unter der Oberfläche geschieht.
Islam – sichtbarer, aber nicht vereinter
Mit den Flüchtlingen kamen nicht nur mehr Muslime, sondern auch mehr Unterschiede. Früher dominierte in Deutschland der türkisch geprägte Islam – jetzt ist er nur noch eine von vielen Strömungen. Sunniten sind in der Mehrheit, aber nicht mehr die einzige Stimme. Gleichzeitig wird Islamfeindlichkeit immer salonfähiger in den Medien.
- Sunniten – zersplittert zwischen DITIB, Arabern, Afrikanern, Afghanen; jede Gruppe hat eigene Moscheen, eigene Imame.
- Schiiten – stärker als je zuvor; eigene Netzwerke, oft unterstützt aus dem Iran oder dem Irak.
- Aleviten – in einer Sonderrolle; teils distanziert von anderen Muslimen, teils Brücke zwischen den Gruppen.
Diese Vielfalt bringt Dynamik – aber auch Spannungen. Wer dominiert den Islam in Deutschland? Wer bestimmt, was „richtiger“ Islam ist? Diese Fragen werden nicht offen gestellt, aber sie liegen überall in der Luft.
Mehr Moscheen, mehr Bildung – aber auch mehr Konflikte
Die Zahl der Moscheen wächst – schnell, aber ungleichmäßig. Während türkische DITIB-Moscheen gut organisiert sind, entstehen arabische und afghanische Gebetsräume oft improvisiert; Keller, Hinterhöfe, Gewerberäume werden zu Orten des Gebets.
Der Bildungsbedarf steigt – doch wer unterrichtet? Viele Flüchtlinge bringen ihre eigenen Gelehrten mit, oft mit Ideologien, die nicht zur deutschen Realität passen. Es entsteht eine neue Art von Wettbewerb:
- Wer definiert den Islam für die neuen Generationen?
- Welche Lehrmeinungen setzen sich durch?
- Welche Rolle spielt Deutschland selbst in der Formung dieses Islams?
Die unsichtbare Auswirkung – Islam und Gesellschaft
Es gibt die offensichtlichen Veränderungen – mehr Moscheen, mehr Gläubige, mehr öffentliche Debatten. Doch die eigentliche Umwälzung geschieht leise:
- Mehr Muslime in Universitäten und Unternehmen – der Islam wird akademischer, wirtschaftlicher, integrativer.
- Neue religiöse Debatten – junge Muslime hinterfragen Traditionen, alte Lehrmeinungen werden herausgefordert.
- Gesellschaftliche Reaktionen – mehr Islam bedeutet auch mehr Islamkritik; die Auseinandersetzung wird härter, aber auch intelligenter.
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Zukunft – ein Islam, der bleibt
Der Islam in Deutschland ist kein vorübergehendes Phänomen – er wird bleiben, sich formen, sich verändern. Die Frage ist nicht mehr „wird Deutschland islamischer?“, sondern „welche Art von Islam wird sich durchsetzen?“
Wird er politisch? Wird er liberal? Wird er stärker gespalten oder findet er einen gemeinsamen Nenner?